Die AH-64 Apache war keine komplette Neuentwicklung, da sie letztlich aus dem gestrichenen Lockheed AH-56 Cheyenne Projekt hervorging. Die Entwicklung der Cheyenne begann Mitte der Sechziger Jahre, als Hughes Aircraft das Konzept eines schweren Kampfhubschraubers entwarf, um die Probleme der Hubschrauber im Vietnamkrieg zu beheben- wenig wirksame Waffensysteme, strukturelle Instabilität, Schwierigkeiten bei der Beladung und mangelnde Geschwindigkeit und Leistung in einem Tropenklima.
Die US Army verlangte einen Kampfhubschrauber, der bei jedem Wetter fliegen und bei Tag oder Nacht operieren konnte und sowohl offensiv als auch defensiv dem Gegner überlegen war. Die Army analysierte ihre Anforderungen und führte im September 1972 eine vorläufige Ausschreibung durch. Die ersten Prototypen wurden von Lockheed entwickelt und betonten Geschwindigkeit, Feuerkraft und Tiefflugfähigkeiten.
Das daraus entstandene Produktionsmodell, die AH-56 Cheyenne, erfüllte die Anforderungen der US Army nach einem schweren Kampfhubschrauber, der im steilen Sturzflug auf Feindziele zufliegen konnte. Die frühe Entwicklungsphase lief mit dem Vietnamkrieg parallel, als Sturzflüge die beste Methode zur Ausschaltung feindlicher Stellungen waren. Deshalb wurde beim Bau der Cheyenne hohe Geschwindigkeit betont- Prototypen erreichten bei Testflügen über 200 Meilen pro Stunde. Die Kampftaktik sah so aus: der Hubschrauber flog im Sturzflug auf das Ziel zu und feuerte dann ungelenkte 70mm Raketen und Feuerstöße aus der 20mm Kanone ab.
So erfüllte die Cheyenne eigentlich alle Anforderungen, mehrere wichtige Faktoren erwiesen sich jedoch für die einst so erfolgreiche Cheyenne als fatal. Zum einen stieg die Inflation in den siebziger Jahren steil an, wodurch das Forschungsbudget in Schwierigkeiten geriet. Ferner kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen der US Air Force und der US Army über die beste Methode, Bodenunterstützung zu leisten und so zu Spannungen zwischen den beiden Waffengattungen. Der letzte Schlag war die Entwicklung der tragbaren Luftabwehrrakete SA-7. Diese neue Boden-Luft-Rakete konnte direkt in den Sturzflugwinkel des Hubschraubers gefeuert werden, wodurch die Sturzflugtaktik aus dem Vietnamkrieg nutzlos wurde. Der Hubschrauber war nun ein leichtes Ziel, solange er sich in Reichweite der SA-7 befand.
In Anbetracht dieser Tatsachen wurde das AH-56 Projekt gestrichen und man fing ganz von vorne an. Die Air Force startete allerdings ihr eigenes, als Attack Experimental bezeichnetes Programm, das schließlich zur A10-A Thunderbolt II führte (die A10-A Thunderbolt ist kein Hubschrauber sondern ein schwergängiger, kleiner Bomber)
Später verschob sich der Entwicklungsschwerpunkt von einem sehr aggressiven Kampfhubschrauber zu einem schwer entdeckbaren Hubschrauber, einer besser manövrierfähigen Maschine, die in niedrigen Höhen fliegen und überleben konnte. Aufgrund dieser neuen Anforderungen startete man daraufhin ein weiteres Entwicklungsprojekt, das schließlich zum AH-64 Apache führte.