Eurocopter EC 665 Tiger/Gerfaut

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Technische Daten
Hauptrotordurchmesser: 13
Länge: 14
Triebwerk: 2 Rolls-Royce/Turbomeeca/MTU RTM 390 Turbinen (je 1300 PS)
Leergewicht: 3400 kg
Startgewicht: 6000 kg
Höchstgeschwindigkeit: 290 km/h
Reisegeschwindigkeit: 270 km/h
Reichweite: 500 km
Hersteller / Land: Eurocopter / Deutschland & Frankreich
 

Der Eurocopter Tiger/Gerfaut ist ein gemeinsames Projekt von Deutschland und Frankreich. Der Tiger soll in Deutschland nach und nach den Panzerabwehrhubschrauber BO-105 HOT des Heeres, in Frankreich die Gazelle HOT der ALAT (französisches Heer) ersetzen. Der erste von fünf Prototypen absolvierte seinen Erstflug am 27.04.1991, die Wurzeln des Tiger reichen allerdings bis in die 70er Jahre hinein und führte über viele Irrwege zum heutigen Modell. Bereits 1968 planten die französische Regierung und Westland eine schlankere Version des Westland Lynx zur Panzerabwehr, Frankreich verließ jedoch später die Arbeitsgruppe woraufhin sich MBB Westland anschloss. Aufgrund wirtschaftlicher und politischer Probleme kam das Projekt schließlich zum Erliegen und wurde 1982 für tot erklärt. Zwei Jahre später fanden sich jedoch Deutschland durch MBB und Frankreich durch Aerospatiale an einem Tisch zusammen und nahmen die Entwicklung zu einem gemeinsamen Panzerabwehrhubschrauber wieder, was so zur Geburt der Interessengemeinschaft Eurocopter GmbH führte.
Den Tiger /Gerfaut gibt es heute in drei Ausführungen, die auf ihre
Aufgabengebiete genau abgestimmt sind. Die ALAT (Frankreich) ordert sowohl eine Begleitschutz- und Bodenunterstützungsvariante, als HAP bezeichnet, wie auch eine Panzerabwehrhubschrauber-Variante mit dem Namen HAC. Deutschland setzt hingegen auf eine einzige, vielseitigere Version mit der Bezeichnung UHT.

  • UHT (Unterstützungshubschrauber-Tiger) der deutschen Heeresflieger:
    Der Tiger wird in Anlehnung an den BO 105 PAH-1 teilweise auch als PAH-2 bezeichnet (PAH = PanzerAbwehrHubschrauber). Der UHT gleicht vom äußeren Erscheinungsbild her dem HAC und HAP, ist jedoch insbesondere in der Bewaffnung flexibler und wird für Bodenunterstützung, Begleitschutz, Panzerabwehr und bewaffnete Aufklärung verwendet. Er verfügt über das Osiris-Mastvisier auf dem Rotorschaft (siehe Bild), welches eine Wärmebildkamera, TV-Kamera und einen Laser-Entfernungsmesser beinhaltet. Ferner ist er mit Helmdisplays und einem drehbaren FLIR (Nachtsichtgerät) in der "Nase" ausgestattet. Für sein Einsatzspektrum stehen dem UHT Luft-Luft-Raketen vom Typ Stinger (max. 4 Stück), eine 12,7-mm Kanone im Behälter (werden seitlich an den Aufhängungen getragen), ungelenkte Raketen sowie
    Panzerabwehrraketen vom Typ HOT (max. 8 Stück) zur Verfügung. Eine Besonderheit ist die nur von den Heeresfliegern verwendete neue Panzerabwehrrakete Trigat (max. 8 Stück), die eine ca. 1000 Meter größere Reichweite als die HOT aufweist. Das deutsche Heer hat einen Bedarf von ca. 212 Maschinen, bisher wurden jedoch nur 80 Maschinen bestellt, später sollen weitere Maschinen nach Auslieferung folgen. Die Endmontage der ersten Maschine fand im Dezember 2000 statt und soll letztendlich im Dezember 2002 an das Heer zu Testzwecken übergeben werden.

  • HAP (Helicoptere d`Appui et de Protection), Mehrzweckhubschrauber der französischen ALAT:
    Der HAP ist mit einem auf dem Dach montierten Zielvisier ausgestattet, welches eine IR- und TV-Kamera und einen Laser-Entfernungsmesser beinhaltet. Die Bewaffnung umfasst eine drehbare GIAT M30781 30-mm-Kanone (180° horizontal und -30/+33 Grad vertikal) mit 450 Schuss, sowie HOT (max. 8 Stück) und Mistral Raketen (max 8. Stück). Die französische ALAT hat einen Bedarf von ca. 115 Maschinen, von denen bisher 70 Stück bestellt wurden.

  • HAC (Helicoptere Anti-Char), Panzerabwehrversion der französischen ALAT:
    Der HAC ist wie der UHT mit dem Mastvisier ausgestattet, an Bewaffnung stehen ihm HOT (max. 8 Stück) sowie Mistral Raketen (max. 8 Stück) zur Panzerabwehr zur Verfügung. Der Bedarf liegt hier bei ca. 100 Stück, erste Auslieferungen sollen ab 2011 erfolgen.


Das Zielvisier, das Osiris-Mastvisier des UHT und des HAC und das auf dem Dach des HAP montierte Visier, ermöglicht dem Piloten mehr als zwei dutzend Ziele anzuvisieren, nach Fahrzeug- und Flugzeugtyp geordnet. Ferner kann der Pilot des UHT oder HAP aufgrund des Mastvisier mit dem Hubschrauber unentdeckt hinter einem Hindernis schweben und den Feind gleichzeitig beobachten, Einziger Nachteil ist seine Größe von einem halben Meter, welche den Hubschrauber um ca. 24 km/h abbremst.
Alle Systeme aller Versionen sind doppelt oder dreifach vorhanden, die Tanks sind selbstdichtend und der Rumpf besteht aus leichter Kohlefaser und Kevlar. Die Rottorblätter können in etwa 6-7 Minuten gefaltet werden und sind sowie Nabe und Sitze beschussicher. Das Getriebe läuft ca. 30 Minuten lang ohne Schmierung, das Cockpit ist mit Hilfe eines leichten Überdrucks ABC-resistent. Um den Tiger/Gerfaut gegen Infrarot-Entdeckung unempfindlicher zu machen, werden die Abgase zuerst in den Heckausleger geblasen und dort mit Frischluft vermischt. Ferner sind alle Versionen mit GPS, RWR, EloKa-System und Doppler-Navigationssystem ausgerüstet und voll Nachtflug tauglich.


Version vom 08.02.2024